Abszesse und Fisteln

Eine röhrenartige Verbindung zwischen einem Abszess und der Aussenhaut wird als Fistel bezeichnet. Eine Analfistel entsteht oft durch eine Entzündung in den Afterdrüsen (Krypten). Diese kann zu einer abgekapselten Eiteransammlung (Abszess) führen. Die Entzündung bahnt sich daraufhin einen Weg von der inneren Fistelöffnung im Analkanal nach aussen zur Haut, über welche sich dann Eiter oder Flüssigkeit entleert.

Analfisteln können auch infolge einer chronischen Analfissur (Afterriss) entstehen. Dabei kann es zur bakteriellen Besiedelung und einer chronischen Entzündung kommen, die langsam in die Tiefe vordringt und den Schliessmuskel durchdringt. Erreicht die Entzündung die Hautoberfläche, ist die Fistel komplett durchgängig.

Auch im Rahmen einer entzündlichen Darmerkrankung (z. B. Morbus Crohn) können Fisteln auftreten. Hierbei entstehen häufig komplizierte Fisteln, die alle Muskelschichten durchdringen oder Gänge zur Bauchdecke oder zum Gesäss hin bilden.

Behandlungen

Da Fisteln nur sehr selten spontan abheilen, ist praktisch immer eine Operation nötig. Im Rahmen des Eingriffs wird der Fistelkanal und das umgebende Gewebe entfernt. Die Operationswunde bleibt bewusst offen und heilt narbig aus. Der Heilungsprozess bei einer offenen Wundbehandlung dauert vier bis sechs Wochen. Die Erfolgsquote bei unkomplizierten, oberflächlichen Fisteln beträgt bis zu 90 Prozent.

Bakteriell infizierten Fisteln oder solche, die einen Grossteil des Schliessmuskels betreffen, sind komplizierter in der Behandlung. Aufgrund der entzündlichen Veränderung des Gewebes ist es zu Beginn häufig nicht möglich, die Situation abschliessend zu beurteilen. Eine sogenannte Fadendrainage hält in solchen Fällen den Fistelgang offen, damit die Entzündung über einige Wochen abklingen kann. Die eigentliche operative Versorgung der Fistel erfolgt erst später. Hierzu existieren mittlerweile mindestens zehn unterschiedliche Oerationsverfahren. Derzeit ist jedoch keine dieser Methoden in jeder Hinsicht vollumfänglich befriedigend. Die Heilungsraten liegen zwischen 20 und 90 Prozent.

Operationstechniken im Ăśberblick:

Analfistelspaltung (Fistulotomie)

Der Fistelgang wird gespalten und vollständig herausgelöst. Etwa 20 Prozent des Schliessmuskels können durchtrennt werden, ohne mit einer Funktionseinschränkung rechnen zu müssen. Wird ein grösserer Bereich durchtrennt, kann der Schliessmuskel mit Nähten wieder verschlossen (rekonstruiert) werden. Nach einer Spaltung der Fistel werden Heilungsraten bis zu 90 Prozent erreicht.

Rektaler Mucosa-Verschiebelappen (Flap):

Durchdringt eine Fistel den Schliessmuskel (Sphinkter) vollständig, so ist die Operation komplexer: Hier sollte der Gang von aussen bis zu der Stelle, wo der Schliessmuskel durchstösst wird, entfernt werden. Der Anteil des Gangs innerhalb des Muskels wird ausgekratzt und der Muskel darüber vernäht. Die Öffnung im Darm, also die innere Fistelöffnung, wird zusätzlich noch mit einem Schleimhautlappen (Flap) verschlossen. Dieser arbeitet wie ein Deckel, der die innere Öffnung abdichtet.

Faden-Einlage (Seton-Einlage):

Unter einem Seton versteht man einen Faden oder eine Gummilasche, der/die in eine Fistel eingezogen wird. Damit schafft man einen kontrollierten Abfluss und kann so eine Infektion abklingen lassen. Gleichzeitig «härtet» der Fistelgang aus und wird regelrecht konditioniert. Oft verbleibt ein Seton einige Monate in der Fistel, bis die definitive Operation geplant werden kann.
Da der grösste Teil der Patienten nach einigen Wochen sehr gut mit diesem kontrollierten Abfluss zurechtkommt, stellt auch eine dauerhafte Behandlung mit einem Seton eine Option dar.

Ligation of Intersphincteric Fistula Tract (LIFT):

Die LIFT-Operation gehört zu den aktuell vielversprechendsten Operationstechniken. Dabei wird der Fistelgang im Schliessmuskel aufgesucht und durchtrennt. Zusätzlich wird auch noch der äussere Anteil des Fistelganges bis auf Höhe des Schliessmuskels entfernt.