Akute Pankreatitis

Unter einer akuten Pankreatitis versteht man eine plötzlich auftretende Entzündung der Bauchspeicheldrüse. Sie betrifft mehr Männer als Frauen. Pro Jahr treten etwa 20 Neuerkrankungen pro 100’000 Personen auf. Bei der akuten Pankreatitis werden zwei Formen unterschieden: die mild und selbstlimitierend verlaufende ödematöse Entzündung, welche zwar schmerzhaft ist, aber nach wenigen Tagen wieder ausheilt, und die schwere nekrotisierende Pankreatitis, die zu einer starken Entzündung führt, in deren Verlauf Teile des Pankreas absterben und zu einem lebensbedrohlichen Krankheitsbild führen. Es kommt zu einer Schädigung der Bauchspeicheldrüsenzellen, was zu einer vorübergehenden Funktionseinschränkung der Bauchspeicheldrüse führt.

Als Ursache für beide Formen kommen in 40 Prozent der Fälle Gallensteine in Frage, die zu einer Blockade des Gallengangs und des Pankreasgangs führen können. Ist dies der Fall, wird möglichst rasch versucht, mittels einer speziellen Art der Endoskopie (ERCP) den im Hauptgallengang festsitzenden Stein zu entfernen, um ein Fortschreiten der Entzündung im Pankreas zu vermeiden.

In 35 Prozent aller Fälle ist übermässiger Alkoholkonsum verantwortlich für die Pankreatitis. Die restlichen 15 Prozent der Fälle verteilen sich auf eine Vielzahl von Ursachen wie Medikamente, genetische Vorbelastung, Verletzungen, Viruserkrankungen, Anlagestörungen des Pankreas usw. In einigen Fällen kann die Ursache letztlich nicht bestimmt werden.

Symptome

Charakteristisch für die Pankreatitis ist ihr akuter Beginn mit stärksten Oberbauchschmerzen, welche gürtelförmig in den Rücken ausstrahlend können, sowie Übelkeit mit Erbrechen und nicht selten auch Fieber.

In der Regel tritt rasch ein derart schweres Krankheitsgefühl auf, dass die Patienten von sich aus die Notfallstation eines Krankenhauses aufsuchen. Dort muss rasch die Diagnose einer Entzündung der Bauchspeicheldrüse gestellt oder ausgeschlossen werden.

Diagnose

Einerseits finden sich in den Blutanalysen eine Erhöhung der Pankreaswerte und erhöhte Entzündungswerte. Aufgrund dieser Werte wird meist zusätzlich eine Computertomografie durchgeführt, die in den ersten Krankheitstagen eine ödematöse Aufschwellung des Pankreas zeigt.

Erst nach weiteren zwei bis vier Wochen werden in schweren Fällen die abgestorbenen Bereiche (Nekrosezonen) der Pankreasregion sichtbar. Durch die Bildgebung und die Laborwerte lassen sich auch Erkenntnisse über die Ursache der Pankreatitis gewinnen.

Behandlungen

Etwa 85 Prozent der Patientinnen und Patienten erkranken an der milden Form der akuten Pankreatitis. In diesen Fällen werden nur Symptome behandelt, z. B. mit der Gabe von Schmerzmitteln, Flüssigkeitsersatz und einer Verbesserung der allgemeinen Krankheitssymptome. Ebenfalls wird in der ersten Phase, während möglichst kurzer Zeit, ein Nahrungsverzicht (Nahrungskarenz) verordnet.

Etwa fünf Prozent aller Patientinnen und Patienten erleiden eine schwere Entzündung der Bauchspeicheldrüse. Bei diesem Krankheitsbild kann es rasch zur Erkrankung weiterer Organsysteme kommen, was eine Behandlung auf der Intensivstation erforderlich macht. Neben dem Versagen lebenswichtiger Organsysteme stellt die Infektion der zerstörten Pankreasabschnitte durch Bakterien ein lebensbedrohliche Komplikation dar. Selbst ohne Nekrose beträgt die Wahrscheinlichkeit, an der Krankheit zu sterben (Letalität), trotz intensivmedizinischer Behandlung auch heute noch zirka zehn bis 15 Prozent. Dieses Risiko kann auf bis zu 50 Prozent ansteigen, falls grosse Nekroseteile infiziert werden und es zu Abszessen kommt. Aber auch wenn diese schwere Erkrankung ausheilt, was nicht selten einen Spitalaufenthalt von mehreren Wochen erfordert, kann es durch den erlittenen Funktionsausfall der Bauchspeicheldrüse zu lebenslangen Verdauungsstörungen und einem Diabetes mellitus kommen.

Zur Behandlung eines Funktionsausfalls der Bauchspeicheldrüse stehen heute Verdauungsenzyme in Kapselform zur Verfügung. Eine Diabeteserkrankung bedingt nicht selten die Gabe von Insulin, um den Blutzucker wieder normalisieren zu können. Eine leichte, ödematöse Pankreatitis stellt nie eine Indikation für ein chirurgisches Vorgehen dar. Die Gallenblase muss nur entfernt werden, falls Gallensteine als Ursache in Frage kommen. Bei der schweren Pankreatitis kann eine Operation jedoch akut indiziert sein. Der Eingriff zielt darauf ab, das infizierte und abgestorbene Gewebe im und um das Pankreas zu entfernen. Haben sich infizierte Zysten gebildet, kann auch Computertomogramm-gesteuert eine Drainage eingelegt werden.

In schwereren Fällen versuchen wir, mittels Schlüsselloch-Technik (laparoskopisch) die Nekrosezone zu entfernen. In schwersten Fällen müssen wir diese Entfernung am geöffneten Bauch durchführen.

Als Folge einer Gewebeeinschmelzung können sich nach einigen Wochen flüssigkeitsgefüllte Hohlräume in der Pankreasregion bilden. Bestehen die Hohlräume länger als vier Wochen, werden sie als Pseudozysten bezeichnet. Sollten diese Zysten Beschwerden verursachen, können sie drainiert oder in günstigen Fällen mittels einer Laparoskopie in den Dünndarm abgeleitet werden. Nur in wenigen Fällen ist es nötig, einen Teil des Pankreas abzutrennen, um die Pseudozyste zu entfernen.