Magen und Zwölffingerdarm

Der Magen besteht aus einem muskulären Schlauch, der von einer Schleimhaut überzogen ist. Diese Schleimhaut bildet die Magensäure, das Pepsinogen (Enzym, welches Eiweisse spalten kann) sowie Schleim zur besseren Passage der Speisen durch den Magen und zum Schutz der Magenschleimhaut. Zusätzlich verfügt die Schleimhaut über hormonbildende Zellen, die das Gastrin bilden, welches die Produktion der Magensäure steuert.

Durch seinen Aufbau kann sich der Magen stark verformen und seine Grösse dem Mageninhalt anpassen. Seine Aufgabe besteht in der Durchmischung der aufgenommenen Nahrung mit Säure und Pepsin sowie im kontrollierten Weitertransport von zerkleinerten Nahrungspartikeln (Grösse 1 bis 2 mm) in den Zwölffingerdarm (Duodenum).

Nachfolgend stellen wir Ihnen einzelne chirurgisch relevante Krankheitsbilder des Magens vor:

Magenentleerungsstörung

Eine verzögerte Magenentleerung kann durch mehrere Faktoren bedingt sein. In Frage kommen z. B. Diabetes mellitus, bestimmte Operationen oder auch unklare Gründe, welche nicht aufgedeckt werden können.

Obwohl zunächst verschiedene Medikamente als auch Anpassungen der Diät helfen können, sind für besonders schwere Fälle chirurgische Verfahren entwickelt worden, welche die Magenentleerung verbessern können.

Zur Diskussion stehen sowohl der Magenbypass als auch als neuere Verfahren wie die magenerhaltende elektrische Stimulation. Letzere funktioniert ähnlich wie ein Herzschrittmacher, welcher unter die Haut eingesetzt wird und den Magen durch elektrische Signale zur Kontraktion stimuliert.

Polypen

Eine lokale Gewebevermehrung der Magenschleimhaut wird als Polyp bezeichnet. Im Gegensatz zum Dickdarm sind Polypen im Magen jedoch deutlich seltener. Dennoch machen sie etwa 15 bis 20 Prozent aller Tumor-Neubildungen am Magen aus.

In 20 bis 40 Prozent der Fälle muss mit einer Entartung und Entwicklung zum Magenkarzinom gerechnet werden. Finden sich bei der Magenspiegelung (Gastroskopie) mehrere (multiple) Polypen, so muss der Verdacht auf ein sogenanntes Polyposis-Syndrom gestellt werden.

Diese seltene Erkrankung manifestiert sich in unterschiedlichen Formen und weist eine genetische Mutation auf, welche vererbt werden kann. Sie löst bereits bei jungen Erwachsenen eine Polypenbildung sowohl im Magen als auch häufiger im Zwölffingerdarm (Duodenum) und hauptsächlich im Dickdarm aus und birgt dort ein sehr hohes Risiko zur malignen Entartung.

Behandlung

Über eine Magenspiegelung (Gastroskopie) können wir sowohl Polypen im Magen als auch im Duodenum entdecken. Die Gastroskopie ermöglicht gleichzeitig die Entfernung nicht allzu grosser Polypen oder zumindest die Entnahme einer Gewebeprobe. Findet sich im Polypengewebe ein Adenom, so muss dieses wegen der Gefahr der Karzinombildung vollständig entfernt werden. Gelingt dies aufgrund der Grösse oder der Anzahl nicht, kommt eine Teilentfernung des Magens in Frage. Diese kann in geeigneten Fällen minimal-invasiv mittels Laparoskopie erfolgen.

Magenkrebs

Der Magenkrebs ist in Europa bzw. der Schweiz keine häufige Erkrankung. Er tritt meist nach dem 50. Lebensjahr und doppelt so häufig bei Männern wie bei Frauen auf. Als Ursache für die Entstehung des Magenkarzinoms werden verschiedene Faktoren angesehen. Ein klarer Zusammenhang besteht zur Magenschleimhautentzündung (Gastritis), verursacht durch das Bakterium Helicobacter pylori. In diesen Fällen wurde ein bis zu sechsfach erhöhtes Risiko für die Entwicklung eines Magenkarzinoms festgestellt. Aber auch die sogenannte atrophische Gastritis erhöht das Magenkrebs-Risiko.

Zu den weiteren Risiken für ein Magenkarzinom zählen eine Magenteilentfernung, die 15 bis 20 Jahre zurückliegt, und wie erwähnt Adenome der Magenschleimhaut. Genetische Faktoren kommen nur selten vor. Direkte Verwandte von Patientinnen oder Patienten mit Magenkarzinom weisen jedoch ein zwei- bis dreifach erhöhtes Erkrankungsrisiko auf.

Das Magenkarzinom ist ein aggressives Karzinom mit früher Ausbreitung und Absiedelung in andere Organe (Metastasierung). Deshalb ist für die Gesamtprognose eine möglichst frühzeitige Entdeckung von entscheidender Bedeutung. Von der Lokalisation werden Karzinome im Magen von denjenigen im Übergang zur Speiseröhre unterschieden, da die Behandlung unterschiedlich ist. Ebenfalls unterscheidet man in der Pathologie bei der Untersuchung der Gewebecharakteristika des Tumors den sogenannt intestinalen Typ nach Lauren mit guter Abgrenzbarkeit und dadurch besserer Prognose vom diffusen Typen mit rascher Ausbreitung und früher Lymphknoten-Metastasierung. 

Symptome

Da das Magenkarzinom typischerweise lange keine oder nur uncharakteristische Symptome verursacht, wird in der Hälfte der Fälle die Diagnose erst in einem fortgeschrittenen Tumorstadium gestellt. Häufige Symptome sind anhaltender Gewichtsverlust, Oberbauchschmerzen, regelmässiges Erbrechen und ein Ekel vor Fleisch (Fleischaversion).

Behandlung

Die Therapie der Wahl ist eine radikale chirurgische Entfernung. Dabei wird der Magen als Ganzes entfernt. In günstigen Fällen ist auch eine Teilentfernung möglich. Es muss unbedingt ein grosser Sicherheitsabstand von mehreren Zentimetern zum Tumor eingehalten werden. Regionale Lymphknoten müssen in einer standardisierten Resektion mitentfernt werden.

Beim Übergangskarzinom zur Speiseröhre wird der untere Abschnitt der Speiseröhre und der obere Abschnitt des Magens entfernt. Die Rekonstruktion der Nahrungspassage erfolgt mit einem Dünndarmsegment. Bei fortgeschrittenen Erkrankungen wird meist eine Kombinationstherapie empfohlen – mit Chemotherapie vor und nach der Operation.

Sollte aufgrund einer Ablegerbildung (Metastasierung) eine radikale Tumorentfernung nicht mehr möglich sein, kann eine symptomlindernde (palliative) Chemotherapie, eventuell kombiniert mit einer Strahlentherapie, eingesetzt werden. Beschränkt sich die Tumorausbreitung auf den Magen, ist heute mit einer Fünfjahres-Überlebenschance von 80 bis 90 Prozent zu rechnen. Kann der Tumor nicht mehr vollständig entfernt werden, so ist die Prognose deutlich schlechter.