Unter Stuhlinkontinenz versteht man das Unvermögen, den Stuhl zurückzuhalten bzw. sich kontrolliert zu entleeren. Vereinfacht gesagt können drei verschiedene Ausprägungsgrade unterschieden werden:
Stuhlinkontinenz 1. Grades: unwillkürlicher Verlust von Winden
Stuhlinkontinenz 2. Grades: unwillkürlicher Verlust von dünnflüssigem Stuhl
Stuhlinkontinenz 3. Grades: unwillkürlicher Verlust von festem, geformtem Stuhl
Für die Kontinenz ist nicht nur der Schliessmuskel wichtig. Es handelt sich vielmehr um ein kompliziertes Zusammenspiel zwischen Beckenboden und Enddarm. Zusätzlich von grosser Bedeutung ist die Sensorik, also die Empfindungsfähigkeit im Analkanal. Dank dieser gefühlten Rückmeldung können wir überhaupt beurteilen, ob eine Darmentleerung notwendig ist, und ob sich Winde, flüssiger oder fester Stuhlgang im Enddarm befinden.
Hierbei spielt auch die altersbedingte Schwächung des Beckenbodens eine Rolle, die insbesondere bei Frauen auftritt. Schwangerschaften und Entbindung können ebenfalls einen negativen Einfluss auf den Beckenboden haben. Aber auch Voroperationen bei Darmkrebs, Hämorrhoiden, Infektionen oder Bestrahlungen können sich negativ auf die Kontinenz auswirken.
Selbst wiederkehrendes starkes Pressen bei chronischer Verstopfung kann zu einer Beckenbodenschwäche und nachfolgender Stuhlinkontinenz führen. Die Ursachen einzugrenzen und die genauen Symptome zu definieren, ist für Arzt und Betroffene gleichermassen anspruchsvoll. Oft sind dazu mehrere Gespräche nötig.
Behandlungen
Je nach Ausprägung und Ursache der Stuhlinkontinenz entscheiden wir uns für eine angepasste Therapie. Oberstes Ziel ist, wenn immer möglich, das Vermeiden einer Operation. Oft kann mit Änderungen der Ernährung, Medikamenten, spezieller Physiotherapie (Beckenbodentraining, Bio-Feedback) oder technischen Hilfsmitteln eine deutliche Verbesserung der Lebenssituation für die betroffenen Patientinnen und Patienten erreicht werden.
Nur wenn diese Massnahmen voll ausgeschöpft wurden und wenn eine klare anatomische Ursache gefunden werden kann, ist eine Operation mit hoher Wahrscheinlichkeit erfolgreich. In solchen Fällen empfehlen wir allenfalls die Implantation sogenannter Schrittmacher für den Schliessmuskel (SNS oder pTNS) oder auch umfassendere Operationen.