Ein Ulkus, im Volksmund auch Magengeschwür genannt, ist kein Tumor. Es handelt sich vielmehr um einen tiefen Gewebedefekt in der Schleimhaut des Magens (Ulcus ventriculi oder Magenulkus) oder des Zwölffingerdarms (Ulcus duodeni). Das Ulcus duodeni ist dreimal häufiger als das Ulcus ventriculi und kommt dreimal häufiger beim Mann vor als bei der Frau. Beim Magenulkus ist das Geschlechterverhältnis ausgeglichen. Ulkuskrankheiten sind häufige Erkrankungen. Pro Jahr ist mit ungefähr 50 neuen Magengeschwüren pro 100’000 Menschen zu rechnen.
Als Ursache wird ein Missverhältnis zwischen schleimhautschützenden und schädigenden Faktoren angesehen. Am häufigsten liegt eine chronische Magenschleimhautentzündung (Gastritis) vor, welche schliesslich zum Ulkus führt.
Fast 100 Prozent aller Patienten mit einem Ulcus duodeni und 75 Prozent der Patienten mit einem Magenulkus weisen einen bakteriellen Befall mit dem Helicobacter-Pylori-Bakterium (HP-Befall) auf. Der häufigste Grund für einen Ulkus ohne HP-Befall ist die Einnahme von Schmerzmitteln wie Diclofenac, Ibuprofen oder Indometacin über längere Zeit. Neben diesen bekannten Schmerzmitteln können auch Chemotherapeutika ein Ulkus verursachen, und bei Raucherinnen und Rauchern tritt die Krankheit ebenfalls häufiger auf.
Des Weiteren finden sich Magengeschwüre (Ulzera) gehäuft bei Patienten mit erhöhter Magensäureproduktion (Zollinger-Ellison Syndrom) oder bei einer Störung der Nebenschilddrüsen (Hyperparathyreoidismus). Eine weitere Ausprägung ist das sogenannte Stress-Ulkus, welches meist unter intensivmedizinischer Behandlung auftritt, z. B. nach Verbrennungen, grossen Operationen oder schweren Unfällen.
Symptome
Häufige Symptome sind Schmerzen im oberen Bauchbereich, unklarer Eisenmangel und Blutarmut bis hin zu offensichtlichen Magendarmblutungen. Die Symptome einer Gastritis, eines Ulkus oder eines Magenkarzinoms unterscheiden sich nicht. Deshalb sollten alle Patientinnen und Patienten, die länger als vier Wochen über Magenschmerzen klagen, untersucht werden.
Diagnose
Die Diagnose kann mittels einer Endoskopie gesichert werden, wobei gleichzeitig eine Infektion mit Helicobacter pylori nachgewiesen und mittels Biopsien ein Karzinom ausgeschlossen werden kann.
Von Magengeschwüren abzugrenzen ist der sogenannte Reizmagen, welcher längerdauernde Beschwerden verursacht, ohne dass ein Ulkus nachgewiesen werden kann. Die Beschwerden wechseln häufig und verstärken sich bei psychischer Belastung. Als Ursache kommt eine Magenentleerungsstörung, eine Störung der nervalen Magensteuerung sowie eine vermehrte Schmerzempfindlichkeit des Magens in Frage.
Behandlungen
Nachdem ein Ulkus ausgeschlossen und die Erkrankten über die Möglichkeit eines Reizmagens aufgeklärt wurden, besteht der erste Behandlungsversuch in der Einnahme eines Säurehemmers für vier bis sechs Wochen sowie der Gabe von motilitätsfördernden Medikamenten, aber auch von pflanzlichen Produkten wie z. B. Iberogast-Tropfen. Auch autogenes Training kann bei Reizmagen helfen.
Beim einfachen Magen- oder Duodenalulkus besteht die Therapie aus dem Weglassen der Ursachen, einer Therapie mit einem Hemmer der Magensäureausscheidung (ein sogenannter Protonenpumpeninhibitor; abgekürzt PPI) und zusätzlich der Beseitigung der Helicobacter-pylori-Infektion mit Antibiotika. Damit können ca. 90 Prozent der Erkrankungen geheilt werden.
Eine Indikation für ein operatives Vorgehen stellen heute nur noch die Komplikationen des Ulkus dar. Dabei handelt es sich um akute Blutungen, Perforationen oder Verengungen des Magenausgangs nach mehreren Ulkusschüben. Die Ulkusblutung kann lebensgefährlich werden und bedarf einer sofortigen Blutungsstillung. Gelingt dies nicht auf endoskopischem Weg, muss die Blutungsquelle chirurgisch mit einer Naht geschlossen (umstochen) werden. Auch die Perforation des Ulkus stellt eine absolute Indikation für eine Notfalloperation dar. Dabei wird das Ulkus biopsiert und übernäht. In geeigneten Fällen gelingt dies heute laparoskopisch ohne Bauchschnitt.